III. So geht’s: Kapital für die grüne Transformation auftreiben

 

 

Green Bonds, nachhaltige Kredite, Förderangebote: Unternehmen, die in grüne Technologien oder transformatorische Maßnahmen investieren, haben immer mehr Optionen. Welche Finanzierungsmodelle derzeit beliebt sind, wo Greenwashing droht – und welche Rolle Förderbanken spielen. 

Unternehmen stehen derzeit vor einer großen Herausforderung: Obwohl die Kosten sowie die Konjunktur- und Inflationsrisiken steigen, sollen sie nicht etwa das Pulver trocken halten. Sie sollen kräftig investieren – in Fotovoltaikanlagen, Elektrotransporter, grünen Wasserstoff und andere treibhausgasarme Technologien.

„Die notwendigen Technologien, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, sind überwiegend bereits verfügbar“, sagt Nico Schützhofer, Nachhaltigkeitsstratege bei der KfW Bankengruppe. Deshalb gehe es in weiten Teilen darum, „deren globale Marktdurchdringung zu beschleunigen“.

 

Dabei spiele die Finanzbranche eine Schlüsselrolle: „Sie kann durch attraktive Kredite, aber auch Beteiligungen und Risikoabsicherungsinstrumente für besonders innovative Vorhaben einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Schützhofer.

Die gute Nachricht: Banken machen Unternehmen immer öfter interessante Angebote, um die Transformation zu finanzieren. Aber was verbirgt sich hinter Anglizismen wie „Sustainability Linked Loans“? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Und wie groß ist die Greenwashing-Gefahr? Ein Überblick:

Erstens: Nachhaltige Kredite. Bei „Sustainability Linked Loans“ (SLL) ist der Zinssatz an Nachhaltigkeitsratings oder -kennzahlen gekoppelt, also etwa den CO2-Fußabdruck oder die Recyclingquote. Das heißt: Machen Unternehmen Fortschritte bei der Transformation, zahlen sie weniger Zinsen. Das kommt an: Das globale SLL-Volumen hat sich 2021 auf mehr als 700 Mrd. Dollar verdreifacht, zeigen Zahlen des Datendienstleisters Refinitiv.

Doch Vorsicht: Nicht hinter jedem Kredit steckt ein ergrünendes Unternehmen. Zwar hat eine Allianz globaler Banken im März SLL-Standards veröffentlicht, die aussagekräftige Kennzahlen und ambitionierte Ziele fordern. In der Praxis zeigt sich jedoch derzeit noch eine erhebliche Bandbreite bei der Auslegung.

Zweitens: Grüne Anleihen. Im vergangenen Jahr haben Unternehmen weltweit 489 Mrd. US-Dollar mit sogenannten Green Bonds eingesammelt. Das entsprach nahezu einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Kein Wunder: Im Unternehmenssektor liegt der Zinsvorteil gegenüber klassischen Anleihen Studien zufolge bei durchschnittlich 0,15 bis 0,2 Prozent.

Der wohl wichtigste Unterschied zu SLL und „Sustainability Linked Bonds“: Bei grünen Anleihen müssen Unternehmen das Geld in aller Regel für umweltfreundliche Projekte einsetzen – also etwa für Fotovoltaikanlagen, Elektrotransporter oder Ladestationen.

Auch hier hat eine Branchenvereinigung Standards erarbeitet: Laut „Green Bonds Principles“ müssen finanzierte Projekte „einen klaren Umweltnutzen schaffen, der [extern] evaluiert und, falls möglich, quantifiziert wird“. Zudem arbeitet die EU derzeit an gesetzlichen Vorgaben für den Green Bond Markt. Zumindest vorerst bleiben aber Spielräume für unterschiedliche Grüntöne.

Drittens: Förderangebote. Öffentliche Banken haben zahlreiche Programme für grüne Investitionen auf den Weg gebracht. In Deutschland zählen dazu etwa die KfW-Programme für energieeffizientes Bauen und Sanieren, Förderkredite für Erneuerbare Energien und die Klimaschutzoffensive für den Mittelstand.

Über Umwelt- und Sozialstandards hinaus implementiert die KfW seit 2021 in treibhausgasintensiven Bereichen auch eine Klimaverträglichkeitsprüfung anhand von „Sektorleitlinien, die im Einklang mit dem Temperaturziel des Pariser Klimaabkommens stehen“.

Außerdem entwickelt die Bank derzeit ein Wirkungsmanagement, um den „Impact“ ihrer Finanzierungen noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. „Die systematische Erhebung und Verarbeitung sektorspezifischer Indikatoren wird dabei eine zentrale Rolle spielen“, kündigt Schützhofer an.

Das zeigt, dass sich die KfW als Vorreiter versteht, um hohe Klimaschutz-Standards bei Finanzierungen zu etablieren. Allerdings bewegt sie sich dabei auf einem schmalen Grat. Denn je höher die Anforderungen sind, desto weniger Projekte kommen infrage – und das birgt die Gefahr, dass Klimaschutz zwar in der Spitze, aber nicht in der Breite vorankommt.

Die KfW setze „ganz bewusst auf eine schrittweise Steigerung des Ambitionsniveaus, um sicherzustellen, dass die Anforderungen für Kunden und Partner gut erreichbar bleiben“, sagt Schützhofer. Auf diese Weise möchte sie die Wirtschaft sowohl ambitioniert und als auch breitenwirksam unterstützen.

Grünes Business Team © Getty Images

Zudem gelte es, die Zahl ambitionierter und finanzierbarer Projekte zu erhöhen. Dazu müssten aber „unterschiedlichste Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft am gleichen Strang ziehen“. Gerade im weltweiten Engagement für Erneuerbare Energien verzögerten häufig hohe regulatorische Hürden, fehlende Fachkräfte und andere Faktoren notwendige Vorhaben von Windparks bis Wasserstoffanlagen.

Schützhofers Botschaft: Der Finanzsektor sei grundsätzlich in der Lage, die notwendigen Investitionsvolumina bereitzustellen. Aber dazu müssten die entsprechenden Anlagen eben auch entwickelt, genehmigt und gebaut werden. Und dafür sind – wie wir wissen –  erhebliche gemeinsame Anstrengungen notwendig.